Architektur
Philosophie
Die Bedeutung des Standortes des „Happy Rizzi House“, der Ackerhof, für die Stadt- und Staatsgeschichte Braunschweigs ist groß. Bereits zu Zeiten des „Grauen Hofes“ befand sich hier der Zugang vom Magniviertel zum Schloßplatz bzw. Park. Diese historische Torsituation des Ackerhofes wollten die Verfasser wieder aufleben lassen.
Durch die Anordnung zweier korrespondierender Volumen, den riegelartigen, die historische Friesenstraße restituierenden, „Kemenaten“, sowie dem solitärhaften „Palazzo“, entsteht eine abgeschlossene Bebauungskante zum Schloss und ein gefasster Platz zur Ackerhofseite. Dieser Platz integriert sich in die gewachsene, kleinteilige Struktur des Magniviertels. Der riegelförmige Baukörper ist 3-geschossig und in 6 ablesbaren Einheiten mit 25 m² Grundfläche gegliedert. Diese Konfiguration entspricht typologisch den Braunschweiger Kemenaten.
Der fünfgeschossige, solitärhafte Baukörper, der durchaus als Zeichen zum Schloss hin wirken soll, entsteht aus der Verschmelzung von acht je etwa 15 m² Grundfläche abmessenden, kubischen Einheiten, die sich um einen Lichthof gruppieren. Diese Konfiguration entspricht dem Bautyp eines „Palazzo“. Im Erdgeschoss gewährleistet ein Restaurant eine halböffentliche Nutzung des Gebäudes.
Die vom New Yorker Künstler James Rizzi in enger Zusammenarbeit mit dem Projektteam entwickelten Fassaden- und Raumkonzeptionen stellen auch in der Bautechnik und den eingesetzten Materialien ein Novum dar. Große Bereiche der Außenhülle sind als siebbedruckte, gläserne Membrane ausgeführt, die das „Happy Rizzi House“ tatsächlich zum Leuchten bringen. Der Architekt Konrad Kloster knüpfen damit sowohl an die lebensfrohen und leuchtenden Farben der Pop-Art, als auch an die Architekturvisionen der 20er Jahre vom leuchtenden Kristall an.
Historie
Das „Happy Rizzi House“ hat seinen Standort im geschichtsträchtigen Magniviertel in Braunschweig. Das Gebiet um die Magnikirche gilt als die „Wiege Braunschweigs“. Im Jahre 861 errichtete Graf Bruno dort seinen ersten Hof. Somit entstand aus dem Begriff Wiek (Hafen- und Handelsplatz) der Name Brunonis Vicus für diesen Platz, aus dem sich 1031 die erste urkundliche Erwähnung Braunschweig mit Brunesguik ablitt und zu Brunswiek weiterentwickelte. Ehemaliger Mittelpunkt des brunonischen Herrendorfes war der kleine einschiffige Kirchenbau, auf dessen Grundmauern seit 1252 die heutige Magnikirche tront.
1944 fiel in den Bombennächten die bebaute Randzone des Magniviertels und die herzoglichen Ställe im westlichen Schlossflügel den Angriffen zum Opfer. Zwischen den Ställen, die zusätzlich zum westlichen Flügel in einer großen Anlage im Innenhof untergebracht waren, befand sich das Ackerhofportal, das von den Marställen auf den gleichnamigen Platz und damit ins Magniviertel führte.
Das Magniviertel gehört zu den fünf Traditionsinseln der Stadt Braunschweig, die nach dem Krieg entstanden sind um erhaltene und zusammenhängende Fachwerkdenkmäler zu pflegen.
Nach dem umstrittenen Schlossabriss 1960 entstand durch die Stadtplanung eine vierspurige Straße nördlich des Magniviertels und begrub teilweise die Ruinen der Marställe unter sich.
Das fünfgeschossige „Happy Rizzi House“ steht seit 2001 – nach zwei Jahren Bauzeit – auf dem Gelände auf dem sich der Flachbau der Marställe befand und bietet einen fröhlichen Kontrast zu den alten Fachwerkbauten und den Nachkriegsbebauungen.
Durch die Rekonstruktion und Eröffnung des Braunschweiger Schlosses 2007 und die damit verbundene Verschiebung der Stadtmitte ist das Rizzi Haus ein zentrales Highlight in Braunschweig. Durch die nun noch historischer anmutende Umgebung lacht das moderne und künstlerische „Happy Rizzi House“ den Besuchern und Bürgern Braunschweigs noch fröhlicher zu. Es hält dem Betrachter die Vielschichtigkeit Braunschweigs unvermittelt vor Augen